Einblicke in die Arbeit
Die erste MK
Von: Ole Schmidt
Betreff: anstatt
Datum: 4. Mai 2020 um 11:17:14 MESZ
Hallo ihr,
Da unsere Session im Mai ja ausfällt, habe ich mir ein ›Stille Post‹ Prinzip ausgedacht und eine Pilotspur erstellt zu der man dazuspielen (oder basteln) kann und die Aufnahme von dem Dazugespielten dann wieder in den Pool wirft, so dass alle wieder mit der neuen Schicht arbeiten können. Natürlich kann man auch die Spuren der anderen remixen und manipulieren wie es einem taugt. Auch können natürlich viele andere Pilotspuren erstellt werden, die wieder in eine ganz andere Richtung weisen. Ich möchte einen Prozess anstossen. Chris und ich haben mal vor Jahren mit 2 anderen Kollegen einige Stücke in modularer Kollaboration (wie wir das damals genannt haben) gemacht mit interessanten Ergebnissen..
@ Sébastien: Kannst du die mail bitte weiterleiten, falls dir das zusagt..?
Um Rückfütterung wird gebeten..
herzliche grüsze
ole
Am 26.05.2020 um 14:39 schrieb Hannes Lingens
hier kommt ein beitrag. ich habe den track von Ole zerschnitten, die einzelnen teile neu sortiert und etwa die gleiche zeit an stille eingefügt. dann habe ich mit dem akkordeon die gleichen töne (bei freier wahl der oktave und der dauer) in gleicher ordnung (reihenfolge/phrasen) in etwa der gleichen zeit gespielt, also gewissermaßen das stück verwandelweisert….
ich schicke euch:
- die von mir editierte ausgangsdatei von Ole
- meine akkordeonspur
- beides zusammen
viele grüße!
hannes
Von: Ole Schmidt
Gesendet: Dienstag, 26. Mai 2020 21:02
Betreff: Re: anstatt
Ganz grossartig! Genau so hatte ich mir das vorgestellt, bin inspiriert für weitere Operationen..
grüsze ole
Von: Andreas Nordheim
Betreff: AW: anstatt
Datum: 26. Mai 2020 um 22:02:49 MESZ
Das gefällt mir auch sehr gut. Ich habe schon dazu gespielt (aber dabei nicht aufgenommen)
Herzliche Grüße
Andreas
Am 03.06.2020 um 21:46 schrieb Hannes Lingens
hi,
ich habe noch mal eine »cleane« version erstellt:
ich mag zwar die vögel, aber es hat mich irgendwie irritiert, dass da die räume bei chris und mir so rauszuhören waren. jetzt ist das reduziert.
ich hatte zuvor auf 0 db gerendert, jetzt auf -0.9 vielleicht kamen daher die artefakte? hörst du da noch was, chris?
die einzelnen spuren habe ich auch dazugepackt, die habe ich in der lautstärke so belassen wie sie in meiner »trio« datei auch sind. wenn man also die drei einzelnen spuren zusammen abspielt sollte es 1 zu 1 das gleiche sein. die könntet ihr ja auch einzeln verarbeiten.
grüße!
hannes
Am 02.06.2020 um 22:34 schrieb Andreas Nordheim
Hallo Ihr alle,
ich habe die Trio-fassung gehört und sehr genossen und auch wieder dazu gespielt (ohne aufzunehmen) und werde morgen etwas aufnehmen.
Bis bald
Andreas
Am 03.06.2020 um 22:21 schrieb Andreas Nordheim
Hallo Ihr da,
ich habe nun etwas dazugetrötet.
Die Einzelstimme von mir lade ich noch später dazu.
Liebe Grüße
Andreas
Am 05.06.2020 um 17:58 schrieb Ole Schmidt
Habe es jetzt mal an einen Film angelegt, den ich mal gemacht habe, bitte um Rückfütterung..
grüsze
ole
Von: Hannes Lingens
Gesendet: Freitag, 5. Juni 2020 20:37
gefällt mir!
wirkt ganz anders mit den bildern.
bin ganz gerührt, dass der zug nach halle fährt…
Von: Andreas Nordheim
Betreff: AW: anstatt
Datum: 6. Juni 2020 um 12:41:03 MESZ
Lieber Ole und alle anderen,
mir ist die Zugfahrt zu schnell für die Musik. Das lenkt mich eher ab von der Musik, da will ich gar nicht mehr hinschauen oder nicht mehr hinhören, was für Musik und Film schade ist.
Wenn Film dazu kommt, stelle ich mir eher ein Standbild vor, vielleicht sogar nur ein unbewegliches Bild.
Herzliche Grüße
Andreas
Am 08.06.2020 um 09:22 schrieb Ole Schmidt
Hallo alle,
Muss jetzt nochmal nerven wg. des Filmchens. Marcus Kaiser hat angeboten den Film auf der Wandelweiser Video Seite zu verlinken, @Andreas, bist du d'accord damit, den Film in die Öffentlichkeit zu geben?
Langfristig will ich versuchen, das unsere Arbeit bei Wandelweiser Records dokumentiert wird (der noch kommende Cage, weitere modulare Kollaborationen..)
grüsze ole
Von: Chris Weinheimer
Gesendet: Montag, 8. Juni 2020 11:23
Finde ich sehr gut, die Idee
Ich habe öfter über Andreas statement nachgedacht
natürlich wird der Musik etwas zugefügt, und so wird man von ihr abgelenkt
aber ich habe gerade diese »Störung« als sehr anregend empfunden, zumal sie mir erlaubt hat, das Stück nochmal neu zu hören
die Rhythmisierung durch die Pfosten, Brücken… die Analogien durch die (visuellen) flächigen Texturen und die oben schwankende Linie
wie eine visuelle a posteriori Partitur hab’ ich das erlebt
und dann bin ich natürlich auch so weit »Cageianer«, um es als Auszeichnung zu empfinden, dass die Musik einen nicht daran hindert, sich umzuschauen
wie dem auch sei, ich fände es schön
Von: Andreas Nordheim
Betreff: AW: anstatt
Datum: 8. Juni 2020 um 11:33:11 MESZ
Ich habe Ole auch schon mein ok. Gegeben. Ich kann das Gleichzeitige noch lernen.
Die zweite MK
Am 18.07.2020 um 15:03 schrieb Ole Schmidt
Lieber Hannes,
Habe gerade deinen Beitrag zum Piloten 2 gehört, finde deinen Teil sehr schön, die Veränderung von meinem Part finde ich aber eine Verschlechterung :-)
Wie sollen wir (jetzt) weiter verfahren? Jeder schnitzt sich sein eigenes Stöckchen?
Vielleicht erstmal auf Andreas warten..?
Lustige Probleme entstehen..
grüsze
ole
Am 18.07.2020 um 17:11 schrieb Chris Weinheimer
Ja, eben wie bei der Improvisation auch :-)
Erstmal weitermachen, wäre meine Devise
@Ole: Wenn du unglücklich bist, kannst du ja deinen Pilot einfach nochmal hinstellen als nächstes Projekt?
So wie man ein improvisatorischen Angebot (Material, Struktur, Textur) ja auch mehrfach machen könnte, wenn man das Gefühl hat, da ist noch mehr Potential..
Das fände ich sehr interessant, um mal zu gucken, wie diese Wechselwirkungen sind, also auch indem man die Historie festhält
das sollte man sowieso kurz dazu schreiben, finde ich, also wer kam nach wem...
Am 18.07.2020 um 21:01 schrieb Hannes Lingens
ich finde das interessant, weil: in einer improvisation hättest du nichts sagen können. jetzt reden wir aber über ein produkt, das man noch verändern kann. das hat also mehr mit komposition zu tun und wir reden plötzlich über ästhetische fragen.
und es geht auch um die frage der »höflichkeit«. was erlaube ich mir, mit deinem vorschlag zu tun und was nicht und wie reagierst du bzw. wie konkret ist deine ästhetische vorstellung oder deine akzeptanz, wenn am ende was anderes dabei rauskommt. fühlst du dich missverstanden und wenn ja ist das gut oder schlecht usw. usf. ...
lg
hannes
Am 18.07.2020 um 22:05 schrieb Chris Weinheimer
Ja, in der Tat, ich finde das auch extrem spannend
Ich will dann mal, wenn ich wieder aus der Theatermühle raus bin, einen Vorschlag machen, wie diese unsere Kommunikation Teil der Präsentation werden kann, könnte, ja: dass sie das sollte (finde ich jedenfalls). Wie seht ihr das?
Aber tatsächlich habe ich das Gefühl, dass das nochmal was anderes ist als Komponieren oder Improvisieren, denn der Komponist redet ja mit niemand während er das Werk schafft. Es gibt so ein paar Maler, die zusammen an einer Leinwand gearbeitet haben, es gibt die Coen - Brüder und solche Kollektive, aber am ehesten ist es vielleicht mit dem Produzieren einer Platte oder eines Tracks im Pop - Bereich zu vergleichen. Da wird auch mit einzelnen Spuren gearbeitet und mit Playbacks, und die Diskussion läuft auch sehr gemächlich und oft auch über große Entfernung.
Z.B. hier: https://www.youtube.com/watch?v=WYcg2wkykBk …. nicht, dass ich mich mit Herbie Hancock oder gar Annie Lennox vergleichen wollte ;-)
Ja, was die Kommunikation angeht, ist natürlich eine Umgangsform erst zu entwickeln. Schon durch die Reihenfolge der Interventionen entsteht eine der des Gesprächs vergleichbare komplexe Hierarchie. Der »primus inter pares« ist eben eine zeitliche Kategorie ;-) und die wird zu einer Hierarchie. Im Extremfall kann das im gesellschaftlichen Kontext dann die von Arendt geschilderte Form annehmen (sie unterscheidet zwischen agere = handeln und gerere = ausführen):
»... etwas wird begonnen oder in Bewegung gesetzt von einem einzelnen, der anführt, woraufhin ihm viele gleichsam zu Hilfe eilen, um das Begonnene weiter zu betreiben und zu vollenden […] aus dem Anfänger und Anführer, der ein primus inter pares […] war, wird ein Herrscher […] und an die Stelle der […] Bezüge zwischen dem Einen, der allein anfängt, und den Vielen, die gemeinsam vollbringen, tritt das Verhältnis zwischen Befehl und Vollstreckung, in dem der Befehlende und die vollstreckend Gehorchenden sich in keinem Moment des Handelns mehr miteinander verbünden.« H. Arendt »vita activa« S 235f
Letzteres wäre dann in der Welt der Musik der besonders ungute Fall einer völlig misslungenen Kommunikation zwischen Komponist und Interpret, ziemlich häufig beim angestellten Orchestermusiker, wenn es um die Aufführung zeitgenössischer Musik geht ;-)
Und auf der anderen Seite natürlich hat hier jede „Korrektur« eines Beitrages, was ja eine Bearbeitung eines bestehenden Tracks immer auch irgendwie ist, den Charakter eines Kommentars, sei es: »’n bisschen dicht, meinste nicht?« oder »so iss doch irgendwie cooler«. Das mag garnicht intendiert sein, ist aber präsent, so wie: »du wolltest sagen..« im Gespräch. Kann sehr hilfreich sein aber auch schwierig ;-)
Am 18.07.2020 um 23:24 schrieb Hannes Lingens
Sehr interessant, was du schreibst. Zu dem letzten Punkt würde ich gerne was ergänzen:
»Und auf der anderen Seite natürlich hat hier jede »Korrektur« eines Beitrages, was ja eine Bearbeitung eines bestehenden Tracks immer auch irgendwie ist, den Charakter eines Kommentars, sei es: »’n bisschen dicht, meinste nicht?« oder »so iss doch irgendwie cooler«. Das mag garnicht intendiert sein, ist aber präsent, so wie: »du wolltest sagen..« im Gespräch. Kann sehr hilfreich sein aber auch schwierig ;-)«
Ich sehe das nicht zwangsläufig so. Meine Motivation war eigentlich eher: In beiden Fällen fand ich die Musik schon fertig, da war nichts zu verbessern. Also hatte ich kein Bedürfnis, einfach eine Spur draufzulegen und damit der Musik vielleicht mehr zu nehmen, als zu geben. Lieber wollte ich was anderes daraus machen, damit wieder mehr Platz da wäre und wieder alles offen. Ich denke ich wollte auch signalisieren, dass alles noch möglich ist. Eigentlich hatte ich mich ein bisschen gewundert, dass das dann nicht radikaler weiterging. Es hätte ja auch der nächste von allem nur das Ende nehmen oder alles in einen komplett anderen Kontext stellen können.
Interessant auch, dass die Reihenfolge (Ole-Hannes) erstmal die gleiche war wie beim ersten Mal. Ich hatte auch lange überlegt, einen Piloten anzubieten (bzw. überlege ich noch), aber irgendwelche Ängste oder Unsicherheiten halten mich bisher davon ab…:) und dann war ich sehr dankbar, wieder reagieren zu können. Vielleicht haben sich da schon Rollen etabliert…
Viele Grüße,
Hannes
Von: Chris Weinheimer
Gesendet: Sonntag, 19. Juli 2020 10:29
völlig richtig, was du schreibst
ich hatte auch weder Ole noch dir eine der beiden Motivationen unterstellen wollen ;-)
»we make up the rules as we go along« sagt der US Amerikaner
Kleist spricht von der »allmählichen Verfertigung der Gedanken beim Reden«
lustig: ich hatte auch spontan die Idee einer ziemlich radikalen Reaktion
aber ich bin eben hier ausgebremst und muss nun tatenlos zuhören, was Andreas jetzt macht :-)) love it!
Irgendwie habe ich das Gefühl, es gibt so einen ziemlich häufigen Effekt, fast schon eine Art Regel, man kennt das vom Theater:
- beim zweiten Mal treten die Probleme auf
- ab dem dritten Mal ist es erst ernst
Ich vermute, wir machen diese Runde zu ende und dann haben wir vielleicht Ideen für Regeln, vielleicht auch nicht
aber wahrscheinlich muss jeder mindestens einmal einen Piloten gemacht haben und jeder einmal letzter gewesen sein
dann können wir das ganze etwas übersehen
aber wer weiß :-))
Von: Andreas Nordheim
Datum:20. Juli 2020 um 16:51:22 MESZ
Liebe Kollaborateure,
Jetzt habe ich 2 neue Fassungen in die Drop box gestellt
Oles Version und eine von mir gekürzte Fassung von Hannes‘ Version.
Alles vermischt mit meinem Getröte.
Kommentare sind erwünscht! Ich finde es auch aufregend, wohin wir uns gemeinsam bewegen und welche Regeln wir dabei als sinnvoll erachten.
Herzliche Grüße
Andreas
Am 05.08.2020 um 12:43 schrieb Chris Weinheimer
Ihr Lieben
Nun habe ich auch meinen Vorschlag für MK02 hochgeladen
Ich habe mich nur mit der extended Version (also Hannes remix) beschäftigt, damit das nicht zu sehr ausfranst
Nun hätten wir, wenn Andreas noch mit seinem Vorschlag für MK03 rüberkommt, drei Stücke fertig, oder?
Frage ist: sollen wir warten, bis alle einmal einen Pilot gemacht haben?
Oder sollen wir mal ein Skype machen zu den aufgekommenen Themen?
Ich fand das sehr interessant, dass in dem nuova consonanza Film darüber geredet wird, ob das simple audio eine nachhaltige und interessante Form der Abbildung von Musik ist… 1967 offensichtlich schon ein Thema unter fortschrittlicheren Zeitgenossen :-)
bis bald
C
Die dritte MK
Am 05.08.2020 um 14:23 schrieb Andreas Nordheim
Hallo ihr Lieben,
also Chris‘ Versionen konnte ich alle finden. Sehr schön.
Ich habe jetzt noch meine Zutat für MK03 hochgeladen.
Herzliche Grüße
Andreas
Am 05.08.20, 15:47 schrieb Chris Weinheimer
das Raumthema finde ich jetzt bei diesem Track echt toll entwickelt
wir sind schon ein paar richtig talentierte Burschen :-)
a propos: ich würde ja gerne Connie dazu einladen
aber erst, wenn wir mal beratschlagt haben vielleicht?
Am 06.08.2020 um 10:35 schrieb Hannes Lingens
Hi.
Ich bin im Urlaub. Ende nächster Woche hätte ich Zeit für Skype oder Zoom. Bis dahin werde ich mir die neuen Versionen anhören.
Wer ist Connie?
LG
Hannes
Am 06.08.2020 um 10:48 schrieb chris weinheimer
Connie aka Cornelia Friederike Müller alias CFM ist ein Kollegin, die Soundkünstlerin und Dj ist
ich habe schon öfter mit ihr gearbeitet, Ole auch
Sébastien kennt sie auch
Andreas hat sie auch schonmal gehört glaube ich
Schöne Ferien
C
Am 11.08.2020 um 17:40 schrieb Hannes Lingens
Also, nach nochmaligem Hören:
Ich finde die MK03 richtig gut! Mehr als die Summe ihrer Teile…
(Einziges Fragezeichen für mich das Türenklappen am Ende…)
Am 11.08.20, 20:36 schrieb Chris Weinheimer
was wäre die Welt ohne Fragezeichen :-)
können wir auch skype machen?
also ich hab morgen Zeit